Küche und Gerechtigkeit

Wir sind in diesen Fastenwochen in unserer Wohnung unterwegs und schauen durch die Zimmer, wo und wie wir Plastik vermeiden können. In die Küche kommen wir immer wieder, besonders in der letzten Woche beim Erfahrungsbericht von Nadja Storz. Dann schauen wir uns in der Küche um und suchen Möglichkeiten, diese plastikfrei(er) zu gestalten, vor allem bei unserem Wocheneinkauf. Heute schauen wir aus dem Küchenfenster hinaus in die Welt, die durch unser Tun verändert wird. Wir beschäftigen uns mit dem Thema Gerechtigkeit.

Jesus sagt: Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit – sie werden gesättigt werden.  Matthäus 5,6

Ich träume von einer Welt, in der alle Menschen eine Chance auf Bildung haben – und nicht das Land der Geburt Geburtsland entscheidend ist. Ich träume von einer Welt, in der Lebensmittel überall auf der Welt satt machen. Ich träume von einer Welt, in der Gesundheitsfürsorge kein Privileg der Reichen ist. Ich träume von einer Welt, in der Gerechtigkeit die Normalität ist. Wenn Jesus von Gerechtigkeit spricht, geht es um barmherzige Aktivität für den einzelnen Menschen. Jesus handelt, wo Verzweiflung herrscht. Er schreitet ein, wenn Einzelne bedrängt werden. Wer außerhalb der Gemeinschaft steht, den nimmt Jesus hinein in den Kreis. Gerechtigkeit im Sinne der Bibel bedeutet: Lebensmöglichkeit und Entfaltung des Lebens für alle. Arme, Entrechtete, Verachtete und Ausgegrenzte hereinholen in die Gemeinschaft der Liebe und Barmherzigkeit Gottes.
Wir als Christen fragen: Was ist gerechtes Handeln? Die Antwort: Wir prüfen unsere Worte und Taten: Wie wichtig sind uns diese Menschen?
Helfen meine Worte Ausgegrenzten zurück in die Gemeinschaft?
Handle ich so, dass meine Taten Arme unterstützen, niemanden ausbeuten und Schutzbedürftige bewahren?

Unsere Lebensmittel erzählen eine Geschichte.

Was wir in der Küche zu leckeren Mahlzeiten zubereiten, wurde irgendwo und irgendwie hergestellt. Die einzelnen Lebensmittel haben eine Geschichte, bevor sie in unseren Küchenschränken lagern.

Viele Nahrungs- und Genussmittel, die wir verwenden, können nicht in Europa produziert werden. U. a. Reis, viele Teesorten, Gewürze, Kaffee, kakaohaltige Produkte; Bananen oder Produkte mit Palmöl werden in Ländern angebaut und produziert, in denen weder die Arbeits- noch die Umweltbedingungen, unter denen produziert wird, menschenwürdig sind. Oft werden Menschen ausgebeutet. Kinder werden beispielsweise in Kakaoplantagen wie Sklaven zur Arbeit genötigt und erhalten dafür lediglich einen Schlafplatz und Essen. Sie verletzen sich häufig bei der Erntearbeit mit den Macheten und haben keine Chance, eine Schule zu besuchen. Ihre einzige Perspektive ist die gefährliche Flucht aus den Kakao-Plantagen und die Hoffnung, sich außerhalb irgendwie durchzuschlagen.

Reisbauern und ihre Familien leiden oft selbst Hunger. Durch Weltmarktpreise und Spekulationen mit Lebensmitteln sind sie gezwungen, ihre Ernte so billig zu verkaufen, dass nicht einmal ihre Produktionskosten gedeckt sind. Mit verbessertem Saatgut und teuren Düngemitteln gelockt hoffen sie auf mehr Erträge und landen häufig in der Schuldenfalle.
Zur Gewinnung von Palmöl (Weiterverarbeitung in Schokolade, Nutella, Margarine, Eiscreme etc.) werden tropische Waldflächen gerodet, die wir für die Stabilität unseres Klimas so dringend benötigen.

Gerecht einkaufen

Fair-Trade-Unternehmen wir GEPA, dwp und El Puente vertreiben ausschließlich fair gehandelte Produkte und garantieren damit, dass die Zutaten unter Beachtung der Menschenwürde, ohne Kinderarbeit, mit Schutzbestimmungen für Umwelt und Klima hergestellt werden. Die Produzenten, überwiegend Kleinbauern, erhalten garantierte Mindestpreise, die nicht den Weltmarktschwankungen unterliegen. Langfristige Handelsverträge, Mitbestimmungsrechte der Bauern und die Verpflichtung zur Reinvestition eines Teils des Gewinns in Betrieb und Bildung der Mitarbeiter, sorgen für nachhaltige Gerechtigkeit. Die Infrastruktur wird ausgebaut und Sozialstandards werden eingeführt.

Achten Sie beim Einkauf auf oben genannte Firmen und auf das FairTrade-Siegel, das Naturland-Fair-Siegel und das Fair for life-Siegel.
Übrigens: Oft ist nur ein geringer Prozentsatz der Inhaltsstoffe aus fairem Handel. Das liegt daran, dass die anderen Zutaten aus Ländern kommen, in denen Mindeststandards für die Produktion vorgegeben sind und darum keine Siegel benötigt werden (z. B.Nüsse aus Italien).

Ganz ehrlich…. Ja, es kostet mich mehr, fair gehandelte Produkte einzukaufen. Doch diese Mehrkosten trage ich gerne. Ich gehöre als in Deutschland Lebende zu den Privilegierten dieser Erde. Ich kann mir Kaffee leisten und Schokolade genießen und um meine Nüsse zum Snacken zwischendurch einzukaufen, brauche ich keine Finanzplanung. Gott hat mich mit einem reichen Leben beschenkt. Mit dem, was Gott mir anvertraut hat, gewissenhaft und gerecht umzugehen, das ist mir ein Herzensanliegen. Dabei stelle ich fest: die meisten Produkte aus fairem Handel schmecken mir besser als herkömmliche Ware. Vielleicht macht das Wissen darum, dass mit dem von mir ausgegebenen Geld Gutes geschieht, doch etwas aus im Geschmacksempfinden. Und wenn ich schon zu den Menschen dieser Erde gehöre, die sich Genussmittel leisten können, dann sollen andere nicht auch noch für meinen Genuss leiden für meinen Genuss.

Zum Weiterlesen:

Autorin: Elisabeth Kodweiß