Ein evangelisch-methodistischer Kommentar
Hans Martin Renno, Referent der evangelisch-methodistischen Kirche für diakonische und gesellschaftspolitische Verantwortung nimmt auf der Grundlage der Dekade zur Überwindung von Gewalt und des Bischofsworts „Gottes erneuerte Schöpfung. Ein Aufruf zum Hoffen und Handeln“ klar Stellung gegen ein Waffengeschäft mit Saudi-Arabien.
Kommentar zum Waffengeschäft mit Saudi-Arabien (hier als pdf)
Dass die deutsche Bundesregierung den Export von 200 Leopard-Panzern an Saudi-Arabien genehmigt, ist eigentlich nichts Besonderes. Immerhin nimmt Deutschland auf der Liste der Waffenexporteure hinter Amerika und Russland den dritten Platz ein.
Dass dies jetzt geschieht, lässt aber doch aufhorchen. Während die Befreiungsbewegungen in den nordafrikanischen Ländern von der europäischen Öffentlichkeit mit viel Sympathie begleitet werden und auch von der EU unterstützt werden, soll mit diesem Waffengeschäft ein autoritäres Regime gestützt werden, das ein regionales Gleichgewicht zur Atommacht Iran gewährleisten soll.
In den zehn Jahren der ökumenischen „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ 2001 bis 2011 ist immer wieder hinreichend deutlich geworden, dass Friede kein Zufallsprodukt ist, sondern ein Prozess, der erarbeitet werden kann und muss.
Der Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche hat in seinem Brief „Gottes erneuerte Schöpfung. Ein Aufruf zum Hoffen und Handeln“ im November 2009 festgestellt, dass Gottes Schöpfung unter drei ineinander verschränkten Krisen leidet: unter Armut und Krankheit, unter Umweltzerstörung und unter Waffen und Gewalt. Die Auferstehung Jesu Christi mache jedoch unzweifelhaft deutlich, dass Gottes schöpferisches Wirken weitergeht. Und: „Gott (lädt) uns alle dazu ein, uns am Werk der Erneuerung zu beteiligen…. Wir können der Welt erst dann helfen, wenn wir unser Verhalten in dieser Welt ändern.“ (EmK-Forum 35,S.9)
Jetzt ist die Zeit, das Verhalten zu ändern. Jetzt ist die Zeit, eine Waffenlieferung zu verweigern und damit einen möglichen Einsatz dieser Panzer gegen Mensch und Natur zu verhindern und damit den Krieg zu ächten.
Als der Krieg gegen das libysche Gewaltregime begonnen wurde, haben viele gefragt: Wie konnte nur so schnell wieder ein Krieg eröffnet werden? Hätte dieser Krieg nicht verhindert werden können? Weshalb wurde der libysche Diktator jahrzehntelang unterstützt? – Jetzt besteht die Möglichkeit, unseren Beitrag zur weiteren Aufrüstung eines Landes zu verweigern, das diese Waffen gegen die eigene Bevölkerung richten könnte – zumal die saudi-arabische Regierung ein autoritäres Regime führt, das dafür bekannt ist, dass es fundamentale Menschenrechte verletzt.
Ob sich Saudi-Arabien diese Waffen auch anderswo besorgen könnte kann jetzt kein entscheidender Gesichtspunkt sein. Wichtig ist, jetzt und hier ein eindeutiges Zeichen gegen den Einsatz von Waffen und Gewalt und für den Vorrang von Gerechtigkeit und Frieden zu setzen.
9. Juli 2011
Referent für diakonische und gesellschaftspolitische Verantwortung
Hans Martin Renno
Bild: lachschon.de
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