Begeg­nung verbindet!

Ein Bus nach dem ande­ren fährt vor mei­nem Haus vor­bei, alle bis auf den letz­ten Platz besetzt — mit Flücht­lin­gen. Tag­täg­lich kom­men hier neue Flücht­lin­ge aus vie­len ver­schie­de­nen Län­dern an.

Ich lebe und stu­die­re in Pas­sau, einer idyl­li­schen Grenz­stadt, die nur weni­ge Meter von Öster­reich ent­fernt liegt. Pas­sau, das soge­nann­te Ende der Bal­kan­rou­te. Doch das Ende der Rei­se ist es für die Flücht­lin­ge noch nicht. Pas­sau ist für sie alle nur eine Zwi­schen­sta­ti­on. Von der Gren­ze wer­den sie in Bus­sen zu einer Hal­le gefah­ren, dort wer­den sie regis­triert und erhal­ten Ver­pfle­gung, bevor sie eini­ge Stun­den spä­ter mit wei­te­ren Bus­sen oder Son­der­zü­gen in alle Ecken Deutsch­lands gebracht werden.

Pas­sau ver­bin­det‘ — so ist der Name der Hel­fer­initia­ti­ve, die sich in der Hal­le enga­giert. Mitt­ler­wei­le unter­stüt­zen zwei bis sechs Hel­fen­de rund um die Uhr den Ablauf vor Ort. Die Bun­des­po­li­zei ist ver­ant­wort­lich und regelt alle Abläu­fe, sorgt für Sicher­heit und behält den Über­blick. Die ehren­amt­li­chen Hel­fen­den schen­ken Tee, Was­ser und Milch aus, ver­tei­len Essens­pa­ke­te, suchen nach pas­sen­der Klei­dung oder betreu­en die Mal-Ecke für Kin­der und Erwachsene.

Auch ich war schon mehr­mals vor Ort, um die Bun­des­po­li­zis­ten zu unter­stüt­zen. Und es sind so vie­le Erfah­run­gen, die ich dabei gemacht habe: Ein syri­sches Flücht­lings­kind (9 Jah­re), das mir von Krieg, Pan­zern und Toten erzählt, malt ein Bild mit Her­zen für die Hel­fen­den. Eine Frau ist glück­lich, dass sie für ihr Baby ein war­mes Baby­fläsch­chen und fri­sche Win­deln bekommt. Ein Mann zeigt sich unend­lich dank­bar, dass er pas­sen­de Schu­he und eine neue Hose bekommt und die kaput­ten Klei­dungs­stü­cke ent­sor­gen kann. Ein Jun­ge nimmt uns den Besen ab und möch­te unbe­dingt selbst put­zen. Oder das Lächeln, das uns geschenkt wird, wenn wir jedem Ein­zel­nen ein Essens­pa­ket in die Hand drü­cken. Das Glücks­ge­fühl und die Erleich­te­rung bei den Flücht­lin­gen, wenn sie erfah­ren, dass sie in Deutsch­land ange­kom­men sind.

Ich bin dank­bar, dass hier in Pas­sau eine so gro­ße Hilfs­be­reit­schaft herrscht, sich vie­le Frei­wil­li­ge enga­gie­ren und die Flücht­lin­ge mit offe­nen Armen will­kom­men gehei­ßen wer­den. Hof­fent­lich bleibt uns die­ser Impuls zur Soli­da­ri­tät erhal­ten: Alle unter­stüt­zen ein­an­der und arbei­ten zusam­men — Hel­fen verbindet!

Text: AMR; Bild: passauverbindet.de


Die­ser Bei­trag ist Teil unse­rer Kolum­ne „Du bist mir nah”. Wenn auch Sie eine Erfah­rung mit Flücht­lin­gen tei­len möch­ten oder selbst geflo­hen sind und hier davon berich­ten möch­ten, schrei­ben Sie uns. Wir freu­en uns über Ihren Beitrag! 

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